Mobbing in Georg Büchners «Woyzeck»
«Erst kommt das Fressen, dann die Moral.»
Dieses Zitat von Bertolt Brecht beschreibt, welchen Stellenwert die Moral für uns Menschen hat. Mit «Fressen» könnte Brecht gemeint haben, dass die Menschen erst ihre Bedürfnisse stillen wollen und sich alles nehmen, alles dafür tun, um zu überleben. Erst im Nachhinein stellen sie sich die Frage, ob sie moralisch gut gehandelt haben.
Dieses Muster findet sich in Büchners Drama «Woyzeck» wieder.
Die Gesellschaft handelt egoistisch und stellt sich, wenn überhaupt, erst im Nachhinein die Frage, ob dies nun richtig oder falsch war.
Der Doktor unterzieht Woyzeck einer Erbsendiät, er führt einen Menschenversuch an ihm durch. Er hat dieses Experiment an Woyzeck ausprobiert, um seine wissenschaftlichen Thesen zu belegen. Dass diese Ernährung Woyzeck körperlichen sowie psychischen Schaden zufügen würde, hat der Doktor wohl in Kauf genommen. In diesem Moment war für den Doktor die Wissenschaft wichtiger als das Wohlergehen eines Menschen.
Dies wird vor allem in der Szene 8 deutlich. Woyzeck ist beim Arzt, um sich untersuchen zu lassen. Dabei bezeichnet der Doktor Woyzeck als «die schönste Aberratio mentalis partialis» (teilweise geistige Verwirrung) (20,18), als «Casus» (20, 29), als «Subjekt» (20, 29).
Er erkennt die voranschreitende mentale Krankheit, unternimmt jedoch nichts dagegen. Denn, würde der Doktor den psychisch kranken Woyzeck einem Psychiater übergeben, würde er seinen Probanden verlieren. Und selbst wenn Woyzeck eine Therapie bekommen müsste, könnte er sich diese wohl nicht leisten. Er ist lediglich ein einfacher Soldat.
Der Doktor ist sich dessen wohl bewusst und nutzt die finanzielle und gesellschaftlich schlechte Lage Woyzecks zu seinen Interessen.
Als Woyzeck in der 9. Szene am Doktor und Hauptmann vorbeigelaufen kommt, kümmert er sich immer noch nicht um dessen Gemütszustand. Er mahnt ihn nur dazu, seinen Puls ruhig zu halten. Dass Woyzeck den beiden Herren deutlich sagt, dass es ein schöner Tag wäre, um sich selbst umzubringen, ignorieren die beiden Herren bewusst. (23, 15-21)
In der 10. Szene führt der Doktor Woyzeck seinem Publikum vor. Woyzeck hat Angst (24, 18), er zittert (24, 21) und ihm ist schwindelig (24, 34). Der Doktor überhört Woyzecks Wehklagen, damit er sein wissenschaftliches Experiment erfolgreich durchführen kann.
Man sieht, wie weit eine Gesellschaft gehen würde, um zu überleben.
Jede Figur in Georg Büchners «Woyzeck» geht anders mit der Situation um.
Andres versucht unauffällig zu sein und den gesellschaftlich höherstehenden keine Zielscheibe zu bieten. Marie weiss nicht, wie sie ihrem Mann helfen kann und versucht sich in einer Affäre mit dem Tambourmajor zu retten. Der Doktor ignoriert Woyzecks Leiden und konzentriert sich nur auf seine Wissenschaft. Der Hauptmann sieht es als selbstverständlich, den armen Woyzeck zu schikanieren, da er eine militärisch höhere Position hat. Die anderen Dorfbewohner halten sich von Woyzeck fern, da sie Angst haben, ebenfalls zur Zielscheibe zu werden.
In «Woyzeck» wird ein wichtiges Thema unserer Gesellschaft dargestellt: Mobbing.
Man erkennt, welche Figuren Opfer, Täter und Beobachter sind.
Woyzeck ist das Opfer, Täter sind der Hauptmann, der Doktor, der Tambourmajor und Marie. Die Beobachter sind Andres und die anderen Dorfbewohner.
Dass die Figuren völlig fassungslos und empört über den Mord an Marie sind, ist nicht gerade verwunderlich. Sie waren sich ihrer Taten nicht bewusst und haben nicht daran gedacht, was ihre Worte und Handlungen wohl mit Woyzeck machen würden.
Als Woyzeck schliesslich seine Marie umbringt, ist das das Resultat der vielen Gemeinheiten, welche die Gesellschaft an Woyzeck verübt hat.
Natürlich ist ein Mord das schlimmste was ein Mensch tun kann. Doch es ist meiner Ansicht nach noch viel schlimmer, wenn eine Gruppe einen Menschen zu so etwas schlimmen bringt.
Sie sollten nicht mit dem Finger auf Woyzeck zeigen, denn sie haben alle dazu beigetragen. Woyzeck hätte sich auch selbst umbringen können, dann hätten dies vermutlich alle Figuren hingenommen. Doch dass der wahnsinnige Woyzeck seine eigene Frau umbringt, ist für die Gesellschaft unakzeptabel.
Anstatt den Fehler bei sich zu suchen, verurteilen sie den Mörder.
Doch nicht nur die Figuren in «Woyzeck» tun dies. Wir Menschen tun genau dasselbe!
Ich finde dieses Verhalten sehr bedenklich. Es ist ein Teufelskreis, indem sich unsere Gesellschaft befindet.
Bringt sich eine Person, welche gemobbt wurde, um, wird dies oft bedauert. Eine Zeit lang wird um diese Person getrauert. Die Täter leiden später oft an Gewissensbissen und Schuldgefühlen. Die Beobachter plagt der Gedanke, nichts dagegen unternommen zu haben. Mobbing ist also nicht nur für das Opfer schlimm, sondern für alle Beteiligten.
Es heisst «fressen oder gefressen werden». Lieber würden wir Menschen anderen Menschen wehtun als selbst verletzt zu werden. Dass wir noch immer so denken und danach handeln, ist zutiefst bedauernd.
«Erst kommt das Fressen, dann die Moral.»
Dieses Zitat von Bertolt Brecht beschreibt, welchen Stellenwert die Moral für uns Menschen hat. Mit «Fressen» könnte Brecht gemeint haben, dass die Menschen erst ihre Bedürfnisse stillen wollen und sich alles nehmen, alles dafür tun, um zu überleben. Erst im Nachhinein stellen sie sich die Frage, ob sie moralisch gut gehandelt haben.
Dieses Muster findet sich in Büchners Drama «Woyzeck» wieder.
Die Gesellschaft handelt egoistisch und stellt sich, wenn überhaupt, erst im Nachhinein die Frage, ob dies nun richtig oder falsch war.
Der Doktor unterzieht Woyzeck einer Erbsendiät, er führt einen Menschenversuch an ihm durch. Er hat dieses Experiment an Woyzeck ausprobiert, um seine wissenschaftlichen Thesen zu belegen. Dass diese Ernährung Woyzeck körperlichen sowie psychischen Schaden zufügen würde, hat der Doktor wohl in Kauf genommen. In diesem Moment war für den Doktor die Wissenschaft wichtiger als das Wohlergehen eines Menschen.
Dies wird vor allem in der Szene 8 deutlich. Woyzeck ist beim Arzt, um sich untersuchen zu lassen. Dabei bezeichnet der Doktor Woyzeck als «die schönste Aberratio mentalis partialis» (teilweise geistige Verwirrung) (20,18), als «Casus» (20, 29), als «Subjekt» (20, 29).
Er erkennt die voranschreitende mentale Krankheit, unternimmt jedoch nichts dagegen. Denn, würde der Doktor den psychisch kranken Woyzeck einem Psychiater übergeben, würde er seinen Probanden verlieren. Und selbst wenn Woyzeck eine Therapie bekommen müsste, könnte er sich diese wohl nicht leisten. Er ist lediglich ein einfacher Soldat.
Der Doktor ist sich dessen wohl bewusst und nutzt die finanzielle und gesellschaftlich schlechte Lage Woyzecks zu seinen Interessen.
Als Woyzeck in der 9. Szene am Doktor und Hauptmann vorbeigelaufen kommt, kümmert er sich immer noch nicht um dessen Gemütszustand. Er mahnt ihn nur dazu, seinen Puls ruhig zu halten. Dass Woyzeck den beiden Herren deutlich sagt, dass es ein schöner Tag wäre, um sich selbst umzubringen, ignorieren die beiden Herren bewusst. (23, 15-21)
In der 10. Szene führt der Doktor Woyzeck seinem Publikum vor. Woyzeck hat Angst (24, 18), er zittert (24, 21) und ihm ist schwindelig (24, 34). Der Doktor überhört Woyzecks Wehklagen, damit er sein wissenschaftliches Experiment erfolgreich durchführen kann.
Man sieht, wie weit eine Gesellschaft gehen würde, um zu überleben.
Jede Figur in Georg Büchners «Woyzeck» geht anders mit der Situation um.
Andres versucht unauffällig zu sein und den gesellschaftlich höherstehenden keine Zielscheibe zu bieten. Marie weiss nicht, wie sie ihrem Mann helfen kann und versucht sich in einer Affäre mit dem Tambourmajor zu retten. Der Doktor ignoriert Woyzecks Leiden und konzentriert sich nur auf seine Wissenschaft. Der Hauptmann sieht es als selbstverständlich, den armen Woyzeck zu schikanieren, da er eine militärisch höhere Position hat. Die anderen Dorfbewohner halten sich von Woyzeck fern, da sie Angst haben, ebenfalls zur Zielscheibe zu werden.
In «Woyzeck» wird ein wichtiges Thema unserer Gesellschaft dargestellt: Mobbing.
Man erkennt, welche Figuren Opfer, Täter und Beobachter sind.
Woyzeck ist das Opfer, Täter sind der Hauptmann, der Doktor, der Tambourmajor und Marie. Die Beobachter sind Andres und die anderen Dorfbewohner.
Dass die Figuren völlig fassungslos und empört über den Mord an Marie sind, ist nicht gerade verwunderlich. Sie waren sich ihrer Taten nicht bewusst und haben nicht daran gedacht, was ihre Worte und Handlungen wohl mit Woyzeck machen würden.
Als Woyzeck schliesslich seine Marie umbringt, ist das das Resultat der vielen Gemeinheiten, welche die Gesellschaft an Woyzeck verübt hat.
Natürlich ist ein Mord das schlimmste was ein Mensch tun kann. Doch es ist meiner Ansicht nach noch viel schlimmer, wenn eine Gruppe einen Menschen zu so etwas schlimmen bringt.
Sie sollten nicht mit dem Finger auf Woyzeck zeigen, denn sie haben alle dazu beigetragen. Woyzeck hätte sich auch selbst umbringen können, dann hätten dies vermutlich alle Figuren hingenommen. Doch dass der wahnsinnige Woyzeck seine eigene Frau umbringt, ist für die Gesellschaft unakzeptabel.
Anstatt den Fehler bei sich zu suchen, verurteilen sie den Mörder.
Doch nicht nur die Figuren in «Woyzeck» tun dies. Wir Menschen tun genau dasselbe!
Ich finde dieses Verhalten sehr bedenklich. Es ist ein Teufelskreis, indem sich unsere Gesellschaft befindet.
Bringt sich eine Person, welche gemobbt wurde, um, wird dies oft bedauert. Eine Zeit lang wird um diese Person getrauert. Die Täter leiden später oft an Gewissensbissen und Schuldgefühlen. Die Beobachter plagt der Gedanke, nichts dagegen unternommen zu haben. Mobbing ist also nicht nur für das Opfer schlimm, sondern für alle Beteiligten.
Es heisst «fressen oder gefressen werden». Lieber würden wir Menschen anderen Menschen wehtun als selbst verletzt zu werden. Dass wir noch immer so denken und danach handeln, ist zutiefst bedauernd.